Freitag, 26. Dezember 2008

Nach Albanien

Albanien hat schon alles hinter sich: Zusammenbruch der Industrie, des Finanzsystems und der Märkte. Jörg Dauschers kleines Buch „Nach Albanien“ berichtet vom Leben nach der Krise.

Mit viel Sympathie für Land und Leute schildert Dauscher den Alltag in einem nordalbanischem Dorf. Improvisation, Subsistenzwirtschaft und Knappheit bestimmen das Alltagsleben.

Dauscher beleuchtet sowohl die schwierigen als auch die reizvollen Seiten eines postindustriellen Zustandes. Dabei ergeben einzelne kurzen Szenen, Beobachtungen und Reflexionen einen poetischen Bilderbogen eines Landes im Umbruch.

Vor zwei Jahren war Dauscher bei einer albanischen Familie zu Gast und wohnte einige Zeit in Nordalbanien. Anschließend bereiste er das gesamte Land bis hinunter zur Südküste. Die gesammelten Eindrücke und Erfahrungen hat er auf 76 Seiten zu einem literarischen Reisebericht verwoben.

1997 brach das albanische Bankenwesen zusammen. Grund dafür war ein landesweiter Anlagebetrug durch Spekulation und Schneeballsystem. Chaos und Gewalt waren die Folge. Nur eine militärische Intervention unter italienischer Führung konnte Albanien vor der Anarchie bewahren. Noch heute sind die Folgen dieser wirtschaftlichen Katastrophe sichtbar.

Jörg Dauscher wurde 1975 in Weißenburg i.B. geboren und wohnt in Berlin. Er arbeitet als Kommunikationsberater und betreut kreative Prozesse für Unternehmen und Privatpersonen. "Nach Albanien" ist seine erste literarische Veröffentlichung.

Jörg Dauscher
Nach Albanien. Bericht einer Reise.
BoD, Norderstedt; ISBN 978-3-837-08134-3
TB, 76 S., 5,90 Euro (D)

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Auszug:

"DAS DORF NADAÇ hat keinen Dorfkern. Ja, es gibt nicht einmal eine Straße, die Nadaç durchquerte: im Dorf verlaufen nur Neben- und keine Hauptwege. Deshalb ist Nadaç auch eigentlich kein Dorf, kein richtiges Dorf, sondern eine zufällige Ansammlung flacher Häuser und kleiner Gärten, durch Zäune und Mauern von einander getrennt, durch Straßen miteinander verbunden - wenn man das mäandernde System der Wege Straßen nennen möchte.

Das Dorf Nadaç liegt im Norden Albaniens, unweit der alten venezianischen Stadt Shkodra und des gleichnamigen Sees. Eine einzige asphaltierte Piste verbindet - von Nordwesten und damit von Shkodra kommend - das Dorf Nadaç mit der Welt. Zunächst läuft die Straße gerade und unbeirrt an den ersten Bauernhöfen vorbei. Sobald sie aber die Dorfschule passiert hat, biegt sie scharf nach links ab und verliert sich gleich danach, mündet im Gewirr der Pfade aus gestampfter Erde, der grob geschotterten Wege und improvisierten Querverbindungen zwischen den Häusern.

Nadaç fügt sich ein in die Ebene, in der es liegt, bleibt von weitem unsichtbar, weil kein Minarett und kein Kirchturm ein Dorf ankündigen. Die Häuser haben keinen Keller und nur selten ein zweites Stockwerk, allein die Schule sozialistischer Bauart durchbricht den Horizont: Sie steht frei am Ortseingang, dreistöckig von Feld und Grasland umgeben; ein Block in der Landschaft, buntbemalt, ein weithin sichtbarer Anziehungspunkt für die Kinder der nahen und ferneren Umgegend und dennoch überholt, eingeholt durch einen anderen Abschnitt der Geschichte; durch die nächste Epoche, welche die Baumeister nicht vorgesehen hatten

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