Interview zum Buch von Alexander Lukeneder:
Abenteuer Dolomiten – Spannende Forschung 3000 Meter
über dem Meer
Abenteuer Dolomiten
Spannende Forschung – 3000
Meter über dem Meer
Alexander Lukeneder
ca. 216 Seiten, 112
Farb-Abbildungen
Seifert Verlag, Wien
ISBN: 978-3-902924-07-0
ca. €
34,90 sFr 46.90
Probst: Im April 2014 erscheint Ihr neues Buch "Abenteuer Dolomiten - Spannende Forschung 3000 Meter über dem Meer" (Seifert
Verlag). Was hat Sie zum Schreiben dieses Buches bewogen?
Lukeneder: Als
Wissenschaftler am Naturhistorischen Museum in Wien zählt es zu meinen
Hauptaufgaben, Ausstellungen zu konzipieren, aber auch die Wissenschaft voran zu
treiben. In meinem Fall waren das in den letzten Jahren hauptsächlich Projekte
im Taurus-Gebirge der Türkei (Trias-Massensterben von Ammoniten) und eben in
den Dolomiten Italiens (Klima vor 135-90 Millionen Jahren in den Dolomiten).
Dabei
ging es vorwiegend um die klimatische Entwicklung dieser Forschungs-Gebiete im
Erdmittelalter (Mesozoikum). Während der letzten 10 Jahre, über ein
Wissenschaftsprojekt des Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) finanziert,
forschte ich mit einem internationalen Team aus 30 Mitarbeitern in den
Dolomiten. Teile der Dolomiten zählen ja seit 2009 zu den UNESCO-Weltnaturerben
der Welt. Die Ergebnisse aus den Forschungen wurden dann nach und nach in
wissenschaftlichen Journalen publiziert. Diese Publikationen werden aber nur
von Spezialisten gelesen. Meine Intention war es nun unsere Forschung und
unsere abenteuerlichen Erlebnisse auch einem breiteren Publikum vorzustellen
und zugänglich zu machen.
Ich will
die Leser in diesem Buch mitnehmen auf den Weg von der Idee über das Projekt
bis hin zur fertigen Ausstellung und Verfilmung. Mein Ziel ist es, mit diesem
Buch auch Personen zu erreichen, die sich sonst niemals für meine Arbeit,
sprich die Paläontologie, interessiert hätten.
Probst: An welches Publikum denken Sie dabei?
Lukeneder: Die Dolomiten liebt einfach jeder. Viele Leute
waren schon selbst dort zum Skifahren oder Wandern. Oder zumindest war er/sie
passiv mit den unzähligen TV-Berichten dort. Vom Geologen oder Paläontologen
und vom Wanderer bis zum Extrembergsteiger, alle lieben sie, die Berge
Südtirols. Die einzigartige Schönheit und die charakteristischen Felswände, von
bis zu 3000 Metern Höhe, lassen einen immer wieder über die Wunder der Natur
staunen. Das Buch ist für jeden/jede lesbar, der/die an der Natur interessiert
ist, vom Urlauber, über den Bergsteiger bis hin zu den Fossilsammlern und
Studenten der Erdwissenschaften
Probst: Was erwartet den Leser in Ihrem Buch?
Lukeneder: Ich
habe in meinem Buch eine neue, spannende Art von Wissensvermittlung versucht.
Ich nenne es GEO-tainment, also
Abenteuer und Unterhaltung vermischen sich mit leichtverständlicher
Wissenschaft, gepaart mit etwas Humor zu einem bunten Mix für informative und
unterhaltsame Stunden. Die faszinierende Geologie und Paläontologie der Dolomiten und die
spektakuläre Forschungsarbeit meines internationalen Teams sind auch Gegenstand
dieses Buches.
Es
wird dabei immer wieder vom Klima und Leben der Vorzeit auf heutige Ereignisse
und den Wandel der Erde in der heutigen Zeit geschlossen. Magnetische Pole
wandern auch heute noch, Erdbeben geschehen an den ungewöhnlichsten Orten und
Tsunamis bedrohen das Mittelmeer.
Lukeneder: Ich möchte die Leserschaft
miterleben lassen, wie mir bei meinen abenteuerlichen Erkundungsgängen die
Entdeckung neuer Arten gelang, ein Ereignis, das auch medial um die Welt ging.
Neue Arten von Ammoniten, Seeigeln und Muscheln konnten entdeckt werden.
Sensationelle Horizonte, Erze und Fossilien konnten erstmals beschrieben
werden. Erstmals konnten wir die 35 Millionen Jahre andauernde Geschichte der
Unterkreide in den Dolomiten zeigen. Daraus ergab sich ein gigantischer
Temperaturanstieg von 7,5 °C für diesen Zeitraum (ca, 140-90 Millionen jahre
vor heute). Dieses Klimaoptimum sollte die Welt in den Dolomiten in einem
Ausmaß verändern, wie wir es bisher noch nicht kannten.
Über 112 einzigartige Bilder
spiegeln auf 216 Seiten (in Farbe) die beeindruckende Ästhetik der Dolomiten
und die Schönheit fossiler Studienobjekte, sie vermitteln aber auch einen
Eindruck von den Strapazen der Forschung im Hochgebirge: extremes Wetter in
2.500 bis über 3.000 Meter Meereshöhe, stundenlange Aufstiege, Helikopter-Flüge
mit Probenmaterial, die Millimeterarbeit im Labor, und am Ende erwacht aus den
Daten, die im kreidezeitlichen Meeressediment des heutigen
Puez-Geisler-Gebietes schlummern, ein Bild des Klimas und der Lebewesen vor
140–90 Millionen Jahren. Dieses Buch soll die Daten und Fakten, die sonst nur
einem kleinen Kreis von Wissenschaftlern vorbehalten sind, auf leicht
verständliche und amüsante Weise nahe bringen. Modernste 3D-Rekonstruktionen
holen fossile Lebewesen wirklichkeitsecht ins Leben zurück und lassen längst
ausgestorbene Tiere vor unseren Augen wiedererstehen.
Probst: Welche Methoden haben Sie zur Erforschung
der Erdgeschichte angewandt?
Lukeneder: Zu den gängigen Methoden wie geochemischen Analysen
(CaCO3, TOC, S), Analysen des Gesteins und biostratigrafischen
Untersuchungen von verschiedenen Fossilgruppen wurden modernste Methoden wie
stabile Isotopen Analysen (Sauerstoff und Kohlenstoff), Paläomagnetik und
Computertomografie angewandt.
Die Profilaufnahme und Beschreibung der
Gesteinsformationen formte die Basis für weitere Untersuchungen am Puez, Im
Puez-Geisler Naturpark der Dolomiten.
Zudem wurden magnetische Suszeptibilität und
gamma-ray Untersuchungen durchgeführt. Diese geben Aufschluss über die
klimatischen Veränderungen in der Kreidezeit des Ur-Ozeans Tethys.
Probst: Können Sie uns konkrete Ergebnisse aus
Ihren Forschungen in den Dolomiten verraten?
Lukeneder: Durch
die Vielzahl von neuen wissenschaftlichen Ergebnissen wurden auch unzählige
Medien auf das Projekt aufmerksam und eine Ausstellung konnte mit den
Ergebnissen, gemeinsam mit National Geographic, 2011 am Naturhistorischen
Museum in Wien durchgeführt werden. Ein Dolomiten Film konnte ebenfalls 2011
verwirklicht werden. Von der Vielzahl an neuen und spannenden Bildern und
Ergebnissen lassen Sie sich bitte überraschen.
So
bleibt mir nur, Ihnen viel Spaß bei der Lektüre des Buches zu wünschen. Ich
hoffe, die Bilder machen Lust auf mehr. Wenn ich an Südtirol denke, kann ich es
kaum erwarten, bis ich wieder in die Berge fahre. Vielleicht sieht man sich ja
einmal dort, in den Bergen Südtirols, in meinen Dolomiten.
Ohne die finanzielle Unterstützung der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des Naturhistorischen Museums
Wien, sowie Herrn TR KR Franz Bamberger wäre die Erstellung des Buches nicht
möglich gewesen.